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Coupe du Monde à la Française:

Team Surprise erobert Titel im Precision Team Skating zurück

 

Wolfgang F. Stummer, Schweiz

2. Teil

Künstlerisch ansprechende Kürprogramme

Der zweite Wettkampftag stand im Zeichen gelungener und interessanter Kürprogramme. Die abwechslungsreichen und vielseitigen Darbietungen mit zum Teil hochstehenden technischen und künstlerischen Leistungen liessen den verpatzten ersten Teil eines manchen Teams vergessen. Besonders die Interpretation von Musical- und Filmmelodien war dieses Jahr gefragt. Nicht wenige Teams zeigten ihr Programm zu orientalischen Klängen, so auch die Favoriten. Waren es beim Team Surprise Melodien aus "Lawrence of Arabia", so wählten Black Ice Musik aus "Teheraner Nächten", "Caravan" und "Books of Secrets" und die Haydenettes schliesslich interpretierten "Procession of the Sardar" und den "persischen Markt".

Technisch und tempomässig boten die führenden Schweden höchsten Standard an eisläuferischem Können und der Sieg war schon aus diesem Grund verdient. Da das Team Surprise auch künstlerisch überzeugte, setzten es sieben von neun Preisrichtern in der Kür auf den ersten Platz . Den zweitplatzierten Black Ice war es auch infolge eines Sturzes in der Kür nicht mehr vergönnt, ganz nach vorne zu kommen.

Während es in den Medaillenrängen keine Veränderungen mehr gab, tat sich gleich dahinter sowie im Mittelfeld noch einiges. Marigold zeigte zwar ein durchaus interessant choreographiertes Programm zu drei verschiedenen Olympia-Melodien. Die Darstellung der olympischen Symbole sowie einer Reihe von "Sportarten" wie Eisschnellaufen, Skilanglauf und dergleichen reicht jedoch nicht aus. Da die Darbietung zudem nicht fehlerfrei war - es waren ein Sturz sowie diverse Schrittfehler zu verzeichnen -, aber nicht zuletzt auch, weil das Programm technisch nicht genügend anspruchsvoll war (es wurde eindeutig zuviel auf zwei Füssen gelaufen), fiel das Team vom vierten auf den sechsten Schlussrang zurück und musste die technisch wesentlich stärker auftretenden Teams Ice Image (Can) und Haydenettes an sich vorbeiziehen lassen. Selbst das zweite finnische Team Rockettes lag in der Kür richtigerweise vor Marigold.

 

Miami University konnte den achten Rang verteidigen, während dahinter das japanische Team Tokyo Women's College und das Dream Team aus Moskau die Plätze tauschten. Einen Sprung nach vorne gelang mit einer ansprechenden Kürleistung dem Starlight Team aus der Schweiz. Nach einem fehlerhaften Kurzprogramm hatte es zusammen mit dem Team Britannia auf Platz Dreizehn gelegen. Während die Briten und die Italienischen Hot Shivers keine überragenden Kür-Programme boten und sogar noch von den Zoulous überholt wurden, konnte das Starlight Team die Kür auf dem guten zwölften Rang (gleich wie letztes Jahr) beenden. Nicht mehr einzuholen war allerdings das ungarische Team Mac Nepstadion ESMA, welches noch am Swiss Cup in Widnau hinter dem Starlight Team platziert war, jedoch in Bordeaux wesentlich besser lief. Der Wunsch auf Eintritt der Eidgenossinnen unter die Top-Ten scheint als längerfristiges Ziel des Schweizer Eislauf-Verbandes bei den guten Voraussetzungen durchaus als realistisch, zumindest falls neben Eislauftraining auch Konditionstraining und Ballettunterricht nicht vernachlässigt werden, welche eine wichtige Basis für den Sport bilden. Seinen sechzehnten Rang aus dem Kurzprogramm bestätigen konnte das Team Berlin 1. Auch bei den Deutschen ist von Jahr zu Jahr eine sichtbare Verbesserung festzustellen.

Unter gestrengen Augen des ISU-Präsidenten

Die Lockerheit und Ausgelassenheit, mit welcher die bisherigen World Cups begangen wurden, konnte man dieses Jahr kaum mehr spüren. Bereits herrscht dieselbe gekünstelte und steife Art, wie sie auch beiden klassischen Disziplinen vorherrscht. Viel zu dieser etwas sterilen Atmosphäre beigetragen hat zweifellos die Anwesenheit des ISU-Präsidenten Ottavio Cinquanta, welcher als Gast in Bordeaux weilte, um sich über den derzeitigen Stand dieser Sportart zu informieren. Die Allgegenwart des mächtigsten Mannes im Eislauf-Sport liess die sonst bei PTS-Wettkämpfen übliche fröhliche Stimmung nicht recht aufkommen.

Dass der ISU-Präsident auch Forderungen technischer Art an den Sport stellt, vermag zwar etwas zu verwundern, doch hat er schon in anderen Disziplinen erfolgreich interveniert. Eigentlich ist es aber nicht die Aufgabe des Präsidenten, die technischen Kriterien des Sportes festzusetzen. Dafür gibt es ausgewiesene Fachleute wie etwa die Trainer oder die Mitglieder der entsprechenden technischen Kommission. Ottavio Cinquanta äusserte sich immerhin dahingehend, dass nur die vordersten drei Teams seiner Ansicht nach zur Zeit das für eine Weltmeisterschaft gewünschte Niveau aufweisen. Diesem Statement wäre entgegenzuhalten, dass einige weitere Teams mit ihren Leistungen zu einem attraktiven und hochstehenden Wettkampf beitrugen. Gute Qualitäten sind bis zum Mittelfeld (achter bis zehnter Rang) sichtbar. Der Weg zur ersten Weltmeisterschaft im Jahr 2000 in Minneapolis ist vorgebahnt und es sollte der Entwicklung des Sports nicht durch allzu kritische Äusserungen über das technische Können bereits zum voraus Steine in den Weg gelegt werden.

Es steht ausser Frage, dass das Precision Team Skating noch deutlich professioneller werden muss, um allenfalls als olympische Disziplin ins Auge gefasst zu werden. Der Eindruck einer "Jekami-Parade" darf keinesfalls entstehen. Ein hochstehendes läuferisches Können ist selbstverständlich wünschenswert und einzige Garantie, um Massenstürze, wie die in Bordeaux beobachteten, zu verhindern und die Verletzungsgefahren zu minimieren. Immerhin waren in Bordeaux drei verletzte Eisläuferinnen zu beklagen.

Es darf festgestellt werden, dass das Niveau gegenüber den früheren Austragungen weiter gestiegen ist. Der Sport muss allerdings auf einer gesunden sportlichen Basis bleiben. Es gilt zu verhindern, dass das Precision Team Skating - ähnlich dem Eistanzen - zusehr zur Kunst ausartet. über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Wichtig ist, dass die Leistung für die Preisrichter mehr oder weniger objektiv bewertbar bleibt. Cinquanta warnte denn auch davor, den Sport zu einer Bühne der Choreographen werden zu lassen und ob deren Selbstdarstellung das Eislaufen zu vernachlässigen. Mit dieser Äusserung lag der Präsident wohl nicht sehr daneben, vermochte das erwähnte Olympia-Programm der Marigold trotz der choreographischen Idee nicht besonders zu überzeugen.

Reduktion der Teamgrösse geplant

Bereits sind die Diskussionen über die voraussichtlichen Neuerungen im Precision Team Skating angelaufen. Die ISU hat die Reduktion der Teamgrösse bei den Senioren von 24 auf 20 angekündigt. Ulrich Linder, Mitglied des Technical Committee PTS des Weltverbandes begründet den Vorstoss, welchen er persönlich sehr unterstützt, mit den dadurch steigenden Chancen kleinerer Länder, im Formationseislaufen vorne dabei zu sein und Teams zu Internationalen Meisterschaften zu entsenden. Auch dort, wo es nicht genügend Eisläuferinnen gibt, um ein schlagkräftiges Team mit 24 Läufern zusammenzustellen, soll das Precision Team Skating möglich sein. Dies sei nur möglich, wenn die Maximalgrösse eines Senioren-Teams 20 beträgt. Auch steige damit die Chance für das Precision Team Skating, dereinst Olympia-Disziplin zu werden.

Ganz anderer Meinung sind die Trainer derjenigen Verbände, wo der Sport heute bereits etabliert ist. Sie bedauern diesen Antrag, über welchen am kommenden ISU-Kongress in Stockholm befunden werden muss. Ihrer Ansicht nach leidet die Kreativität und damit natürlich auch die Anzahl der Möglichkeiten, Elemente effektreich darzustellen. Der Entscheid am Kongress dürfte äusserst knapp ausfallen.

Weitere Anträge des Technical Committee welche durch den Kongress verabschiedet werden sollen, sind die Folgenden: Die Anzahl männlicher Teammitglieder soll auf eine gerade Zahl, höchstens aber 4 festgesetzt werden. Ein Team wie das russische Dream Team, welches gegenwärtig aus 12 Frauen und 12 Männern besteht, wäre dann nicht mehr erlaubt. Ein männliches Teammitglied darf nach dem Antrag der ISU auch nur durch ein anderes männliches Teammitglied ersetzt werden. Gesamthaft sollen nur noch zwei Ersatzläufer erlaubt sein. Das Mindestalter bei den Senioren soll auf 14 festgesetzt werden. Schliesslich soll die Dauer aller Kürprogramme um eine halbe Minute gekürzt werden.

Mit Eurosport in in ganz Europa präsent

Erstmals wurde das Formationseislaufen eropaweit am Fernsehen ausgestrahlt. Dies war möglich dank Eurosport. Der World Challenge Cup wurde durch eine französische Produktionsgesellschaft aufgezeichnet und auf dem Sportkanal der europäischen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, welcher auch als einziger Sender jeweils an Europa- und Weltmeisterschaften alle Bewerbe der klassischen Eiskunstlauf-Disziplinen gesamthaft zeigt, in einer zweistündigen Teilaufzeichnung zu bester Sendezeit ausgestrahlt. Dies lässt zumindest erahnen, wie später ab 2000 auch die Weltmeisterschaften über den Bildschirm in allen Stuben empfangen werden können. Einiges dazuzulernen haben allerdings noch einige Kommentatoren, welche die Sportart nicht alle ganz begriffen zu haben scheinen. So liess jedenfalls der deutsche Kommentator Sigi Heinrich wenig Fachkundigkeit und Professionalität erkennen, während Chris Howarth, welcher für die englisch sprachigen Zuschauer kommentierte, sich mit dem neuen Sport bereits intensiver auseinandergesetzt zu haben schien.

Nicht professionell organisiert war in Bordeaux die Unterstützung der Medienvertreter. Die Organisatoren scheinen tatsächlich auch kaum mit der Anwesenheit von Journalisten an diesem Anlass gerechnet zu haben. Zwar stand ein kleiner Aufenthaltsraum zur Verfügung, doch waren dort nur die rudimentärsten Einrichtungen vorhanden. Wollte man Presseinformationen über die teilnehmenden Teams und Nationen erhalten, wo wurde man während der Trainingsphase auf später vertröstet. Die Presseverantwortliche gab denn auch unumwunden zu, dass die Präsidentin des Organisationskomitees Monique Georgelin, selber Mitglied des Precision Team Skating Technical Committees der ISU, gesagt habe, es sei für sie nicht wichtig, wie die Pressevertreter unterstützt und mit Informationen versorgt würden. Man war ganz auf sich selber abgestellt, konnte nicht auf Pressekonferenzen hoffen und musste sich um alle Start- und Ranglisten selber kümmern. Das Pressedossier wurde eigens auf Veranlassung durch den Schreibenden überhaupt erst verfasst. Man hatte soetwas für überflüssig erachtet. Das Programmheft erschien erst im allerletzten Moment vor dem Wettkampfbeginn, weil es im billigeren Ausland gedruckt wurde. Erst nach Intervention beim Organisationskomittee war man auch bereit, den Journalisten überhaupt ein Programmheft kostenlos abzugeben.

 


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Copyright © 1998 Wolfgang F. Stummer

Last Up-date: 29.06.98